Case Study: Medienversorgung für die Sterildampferzeugung


Das Thema Sterilgutaufbereitung in AEMPs in Kliniken und Krankenhäusern stellt ein wesentliches Element zur Sicherstellung des ordnungsgemäßen Betriebes, dem Schutz des verwendeten Instrumentariums und der damit einhergehenden Patientensicherheit dar.

Dies trifft im Besonderen auf Dienstleistungszentren zu, deren Geschäftsmodell und Erfolg in der Aufbereitung von Sterilgut liegt.

Aufgrund festgestellter erhöhter Reparatur- und Reparaturersatzkosten erhielten die Experten der Gebrüder Heyl Vertriebsgesellschaft im Februar 2020 den Auftrag eine Prozessanalyse in der AEMP-Abteilung durchzuführen.

Basierend auf einer qualifizierten Prozessanalyse, welche u.a. die verfahrenstechnische Erfassung der vorhandenen Wasseraufbereitungsanlage, betriebenen Gerätetechnik, punktueller Bewertung des Instrumentenbestands sowie aller am Standort befindlichen weiteren Dienstleistungsaspekte inkl. logistischer Prozesse umfasst, wurden die Ergebnisse allen beteiligten Abteilungen präsentiert. Insbesondere dem Bereich der Wasseranalyse wurde hierbei verstärkt Beachtung geschenkt. Neben chemischen Kurzanalysen im laufenden Betrieb, wurden ergänzend Proben genommen und durch ein akkreditiertes Labor im Nachgang analysiert.

Die fachliche Bewertung aller Daten ergab Handlungsbedarf in den Bereichen:

  • der Prozesswasseranlagentechnik,
  • der medienführenden Rohrleitungssysteme sowie
  • in der nachfolgend eingesetzten Gerätetechnik,

welche innerhalb der AEMP-Abteilung als mögliche Ursachen für den deutlichen Anstieg der Reparatur -und Reparaturersatzkosten in Instrumentenbereich identifiziert wurden.

Aufgrund des komplexen Zusammenspiels aller Faktoren in der Kette der Instrumentenaufbereitung, wurde die Gebrüder Heyl Vertriebsgesellschaft daraufhin in beratender Funktion mit:

  • der Projektplanung & -beratung,
  • der anschließenden Umsetzung der Handlungsempfehlungen sowie
  • der kontinuierlichen Validierung der eingeleiteten Maßnahmen

beauftragt.

Der Umsetzungszeitraum aller im Projektplan ausgewiesenen Einzelpunkte, welche in ihrer Logik sukzessive aufeinander abgestimmt sind, wurde auf ca. 3 Jahre festgelegt.

Im ersten Projektabschnitt Dezember 2021/ Januar 2022 wurde die Prozesswasseranlagentechnik um eine zusätzliche Umkehrosmose mit EDI erweitert. Gleichzeitig wurde das bauseits vorhandene Mischbett, hinsichtlich seiner Anströmung auf den nunmehr redundanten Anlagenbetrieb optimiert. Hiermit einher ging die Einbindung einer qualifizierten Online-Überwachung der Wasserhärte mittels Testomat® 808 sowie eines mehrstufigen Überwachungskonzeptes für Silikate auf Basis der Gerätebauform Testomat® 808 SiO2. Die Silikatüberwachung erfolgt hierbei an jeder Linie im ersten Schritt hinter der EDI und zusätzlich als letzten Überwachungspunkt hinter dem ersten Mischbettfilter.

Um die kontinuierliche Aufbereitung des hoch sensiblen Sterilguts sicherzustellen, wurde bereits bei Planung der Umbaumaßnahmen ein Überbrückungskonzept erarbeitet, sodass alle Umbaumaßnahmen im laufenden Betrieb realisiert werden konnten.



Die Medienanalyse ergab einen Leitwert von 0,068 µS/cm und einen Silikatgehalt von 0,058 mg/l.

Die Weichwassertanks wurden, weil sie eine Eintragsquelle für Prozesswasserverunreinigungen darstellten, parallel gereinigt und desinfiziert.

Durch eingetragene Verunreinigungen mussten medienführende Rohrleitungen endoskopisch und visuell hinsichtlich der fachlichen Ausgestaltung der Übergänge auf Oberflächenveränderungen geprüft und teilweise erneuert werden.

Dampfsterilisatoren wurden geprüft und es erfolgte eine Kammertrennung sowie eine Kammersanierung. Zusätzlich wurden für die Dampfversorgung der Sterilisatoren neue Reindampferzeuger in Betrieb genommen.

Nicht nur auf das Thema Wasser muss innerhalb des Gesamtprozesses kontinuierlich geachtet werden. Auch der Bereich Medienüberwachung des erzeugten Reindampfs muss dauerhaft einer qualitativen Überprüfung unterzogen werden. Hierzu wurde zur regelmäßigen Kondensatprobenentnahme eine Entnahmestelle mit Kühler integriert.

Es wurden in allen Dampfsterilisatoren Messproben genommen, die Daten erhoben und validiert. Die Analyse ergab Leitwerte zwischen 1,0 – 3,0 µS/cm und Silikatwerte von kleiner 0,1 mg/l. Es wurden nicht nur die Grenzwerte der DIN EN 285, sondern die empfohlenen Grenzwerte des Arbeitskreises Instrumentenaufbereitung (AKI) verlässlich unterschritten.

Ergebnis: Alle durchgeführten Optimierungsmaßnahmen haben eine nachweislich nachhaltige positive Wirkung auf die Medienqualität (Wasser & Dampf) und die Projektziele wurden erreicht.

Nachdem die Medienversorgung auf bestem Niveau war, erfolgte die Optimierung der RDG-Einheiten. Durch Erweiterung der Programmschritte der Reinigungs- und Konditionierungsprogramme, konnte z.B. die Oberflächenpassivierung der Instrumentarien durch den Einsatz von Zitronensäure verbessert werden.

Im Projektverlauf erfolgte ein kontinuierlicher Austausch mit allen Fachabteilungen, insbesondere der AEMP-Leitung, den Hygienebeauftragten, der Haustechnik und den Experten der Gebr. Heyl Vertriebsgesellschaft. Aufgrund der Komplexität der Themenkreise wurden gezielt Schulungsmaßnahmen durchgeführt. Ein wesentlicher Baustein dieser lag u.a. in der Begleitung der Einzelmaßnahmen, durch Mitarbeiter der betroffenen Fachabteilungen. Zu jedem Zeitpunkt wurde das Zusammenspiel der Maßnahmen bewertet und durch Analysen überwacht.

Die regelmäßige Vor-Ort Analyse durch das Personal der AEMP wird auch in Zukunft mit dem Handphotometer vom Typ PPM 150 weitergeführt.

Die Sensibilisierung der Mitarbeiter zum Thema „Oberflächenveränderungen an und auf Instrumentarien“, wird im 2. Quartal 2022 durch ein Inhouse-Workshop unterstützt.

Die weitläufige räumliche Aufteilung der AEMP und die strikte Trennung von „unreiner und reiner Seite“ legt nahe die Visualisierung des Medien- und Anlagenzustands der Wasseraufbereitung und der Gerätetechnik zu ermöglichen. Im Zuge der Erarbeitung des neuen Anlagenkonzeptes für die Wasseraufbereitung wurde beachtet, dass die eingesetzte Überwachungstechnik geeignet ist, um den Datentransfer in übergeordnete Systeme sicherzustellen.

Mit dem Multiparameter Steuerungskonzept des NeoTecMaster® wird mittels Ethernetschnittstelle der Datentransfer und die Visualisierung am Standort im Netzwerkes umgesetzt.

Heute kann, von jedem PC-Arbeitsplatz im Objekt, der aktuelle Medien- und Anlagenzustand kontrolliert werden (Grenzwerte für die Wasserhärte, Überwachungspunkte für Silikate). Derzeit werden hiermit 5 Parameter kontinuierlich überwacht. Perspektivisch ist durch den modularen Aufbau des NeoTecMaster® die Einbindung weiterer Messtechnik und die Nachrüstung weiterer Steuerungskontakte bei einer Anlagenerweiterungen jederzeit möglich.



Die bei der Prozessanalyse festgestellten Mängel der Prozesswasseranlagentechnik, den Rohrleitungssystemen und der Gerätetechnik wurden beseitigt. Die Medienqualität erfüllt durchgängig die Grenzwerte, die deutlich unter den Vorgaben der DIN EN 285 liegen müssen.

Ebenfalls ist eine Senkung der Reparatur- und Reparaturersatzkosten im Instrumentenbereich und die Minimierung des Wartungsaufwands für die eingesetzte Gerätetechnik festzustellen.

Das Instrumentarium weist eine Reduzierung von Oberflächenkorrosionen und Silikatbelägen auf. Dies sorgt für höhere Patientensicherheit.

Fazit: Kleine Ursache – große Wirkung. Das Risiko wurde durch die Maßnahmen nachhaltig verringert.

Ausführliche Informationen hierzu finden Sie in unserem Business Case Sterilgutaufbereitung – Sicherheit in der AEMP. Sterilgutaufbereitung | Optimierung der Klinik AEMP - Neomeris: Industrie Wasseraufbereitung

Juni 2022